Kaffee mit Freunden

Der Tag begann früh: Zusammen mit zwei Twitter-Bekanntschaften, fuhr ich zum Zentralfriedhof. Ein riesiger Ort, an dem die Wiener seit Jahrhunderten beigesetzt werden. Gemeinsam schlenderten wir durch die Grabreihen.

„Schau mal, den Prominenten kennst du doch?“, fragte einer. „Nein“, kam postwendend von mir, „wer soll das sein?“ – „Na, ein berühmter Wiener Dichter!“ Oder: „Hier, dieser berühmte Wiener Sänger!“ Woher sollte ich die kennen? „Aber Udo Jürgens und Falco, die kennst du doch?“, hieß es dann. Ja, die Namen sagte mir was, aber tieferes Wissen? Fehlanzeige! Mir wurde erzählt, dass Fans die Grabsteine küssen oder sogar die Erde essen. Vermutlich dieselben Leute, die sich über Reliquienverehrung lustig machen und glauben, im Mittelalter hätte man die Erde für eine Scheibe gehalten. Na gut, Menschen, die Erde von Falcos Grab essen, schaden ja niemandem – außer vielleicht den Regenwürmern. Wen kümmert’s also?

Mitten auf dem Zentralfriedhof gibt es ein Kaffeehaus. Ein Kaffee zwischen Leichen – ich fühlte mich wie Vlad Dracul, der zwischen 30.000 gepfählten Türken diniert. Wir saßen zusammen in diesem Kaffeehaus, ganz im Stil der Wiener Kaffeekultur. Man kann hier keine 20 Meter gehen, ohne über ein Kaffeehaus zu stolpern, mit freundlichen Obern in schicken Uniformen. Ich gönnte mir eine Sachertorte – schon das zweite Mal auf dieser Reise, dass ich ein Kaffeehaus besuche. Normalerweise bin ich dafür zu geizig, mein innerer Schwabe lässt grüßen. Den hatte ich aber im Urlaub zu Hause gelassen. Wir plauderten über die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich.

Später waren meine Gastgeber so nett, mir per Auto die Teile Wiens zu zeigen, die ich noch nicht gesehen hatte. Das Problem war nämlich gewesen: Meine Beine waren mittlerweile wund gelaufen.

Alleine erkundete ich noch die Votivkirche und spazierte durch Schloss Schönbrunn. Das Sissi-Museum ließ ich links liegen – ich muss zugeben, ich hasse Sissi und erst recht die Verfilmung mit Romy Schneider. Die hat mit der echten Sissi so viel zu tun wie Georgine Kellermann mit einer wunderschönen Frau.

Dann kam ich zurück in mein Appartement. Und so endete schließlich mein Tag.

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