Der Arbeiterführer, ein satirisches Gedicht auf die Genossen

Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel,
Denkt sich des Proletariats treuster Büttel.
Er kennt den kleinen Mann doch nur von Weitem,
Nur er kann ihn in die gold’ne Zukunft leiten.

Freundlich schüttelt er ihm immer die schwielige Hand,
Während er wohl trägt edles Staatsmanngewand.
Aber man muss ihn ja vertreten, den kleinen Mann,
Was jener ihm alle vier Jahre ja danken kann.

Angetreten einst zur großen, endgültigen Revolution,
Doch oh Schreck, man selbst sitzt nun auf einem Thron.
Man selbst ist ja ein schnöder, mieser Kapitalist,
Weil man selbst ein vielfacher Arbeitgeber ist.

Mindestlohn, ja, das ist etwas, was alle wollen,
Doch man selbst schöpft ja wahrlich aus dem Vollen.
Denn was niemand weiß: Ein Goldesel steht im Keller,
Der finanziert dann alles – bis auf den letzten Heller.

Leider ist die Gesellschaft noch nicht bereit dazu,
Das ungerechte System bricht nicht im Nu.
Tragen will er den Kapitalismus zur ewigen Ruh’,
Verschließt die Unabhängigkeit in tiefster Truh’.

So sitzt er, bis der Sieg errungen, am Topf der Macht,
Hat ihm der Kampf doch wirklich wohlhabend gemacht.
Wer hat denn etwas von Teilen gesagt? Doch nicht er.
Er setzt sich dafür ein – ja, sogar für Queer.

Dem Transgender gönnt er sein drittes Geschlecht,
Denn sonst müsst’ er arbeiten, und das ist schlecht.
Wenn er nicht für alles und jeden kämpfen kann,
Ja, was soll er dann wirklich arbeiten dann?

Mit den Händen arbeiten, das will er nicht,
Und als Verbrecher landet man vor Gericht.
Wie kann man sonst wohl viel Geld verdienen,
Wenn man vorgaukelt, dem kleinen Manne zu dienen?

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