
Ich habe viele Städte gesehen – Luxemburg, Köln, Berlin, Bremen und viele mehr. Doch keine hat mich so tief beeindruckt wie Elbflorenz. Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich im Zwinger stand, umgeben von den kunstvollen Statuen, den verzierten Geländern, dem Gold und den prächtigen Dächern. In diesem Augenblick dachte ich: So muss der Himmel aussehen. Und alles, was ich fühlen konnte, war Dankbarkeit – Dankbarkeit dafür, dass ich die Schönheit dieses Ortes erleben durfte. Dankbarkeit für mein dummes kleines Leben.
Der Fürstenzug an der Wand zeigte mir die Weite und Tiefe der Geschichte, während der Goldene Reiter, der über der Stadt ragt, ein Symbol für die Schönheit und Stärke Sachsens war.
Die Sachsen – ein Volk, das sich von den Menschen ringsum auf eigentümliche Weise unterscheidet. Sie sind stolz, heimatverbunden und vor allem – sie erinnern sich. Ihr Gedächtnis reicht weit zurück, besonders das der Dresdner. Als ich in der Hofkirche stand, erblickte ich einen Altar, der mich tief bewegte. Instinktiv spürte ich, dass eine besondere Geschichte mit ihm verbunden war – und wenig später wurde sie mir erklärt. Er erinnert an jene schreckliche Nacht des 13. Februar 1945, als Feuer und Phosphor vom Himmel fielen und Zehntausende Menschen auf grausamste Weise in den Tod rissen. Auf dem Altar war der leidende Christus dargestellt – mit Augen, die keine Tränen mehr hatten.
War es dieses Ereignis, das die Dresdner zu jenem tiefen Bewusstsein führte, dass Heimatliebe nichts Falsches ist? Dass sie instinktiv erfassen, was der große Rest der Deutschen vergessen hat? Doch trotz der Erinnerung gibt es Hoffnung – die Hoffnung, dass das deutsche Volk wie ein Phönix aus der Asche auferstehen wird. Dass diese dunkle Zeit, die moderne, nicht das Ende ist. So wie auch jene Feuernacht nicht das Ende Dresdens war.