Hitler und der Islam

Grundlage für diesen Text ist das Buch Für Prophet und Führer – Die islamische Welt und das Dritte Reich, geschrieben vom Historiker David Motadel.

Ich habe selten so ein gutes Buch gelesen!

Hier die Hauptthese:

Hitler interessierte sich für den Islam – nicht nur strategisch, sondern auch ideologisch. Er sah im Islam einen möglichen Verbündeten im Kampf gegen Juden, Briten und Kommunisten. Er suchte gezielt Allianzen in der muslimischen Welt. Der gescheiterte Maler aus Braunau am Inn war der Meinung: Hätten die Germanen den Islam statt des Christentums angenommen, wären sie eine unaufhaltsame Macht geworden. Der Islam sei eine soldatische Religion, voller Disziplin, Opferbereitschaft und Gehorsam.

Himmler verglich den Islam mit der SS: strikter Ehrenkodex, patriarchale Ordnung und Todesverachtung. Das Christentum war ihm zu jüdisch und zu verweichlicht.

Zentrale Figur der deutsch-islamischen Verbindung war Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem – ein Titel der ihm von den Briten verliehen wurde. Al-Husseini floh wegen seiner ausgelebten anti-britischen Haltung 1941 aus dem britisch kontrollierten Palästina nach Berlin, wurde, dort angekommen, von den Nazis hofiert und entwickelte sich zum wichtigsten Propagandisten des Reichs für den arabischen Raum.

Al-Husseini war kein bloßer Kollaborateur – sondern Überzeugungstäter!

Er begrüßte die Shoah, traf mehrfach persönlich Hitler und organisierte die Rekrutierung von Muslimen für die Waffen-SS auf dem Balkan. Die Handschar-Division ist nur die Bekannteste – insgesamt kämpften gut 200.000 Muslime für die Nazis.

In seinen Radiosendungen aus Berlin hetzte der Mufti gegen Juden, Briten und Zionisten. Er zitierte aus dem Koran – um antisemitische NS-Ideologie religiös aufzuladen und zu legitimieren.

Millionen Araber hörten diese Programme in Kairo, Damaskus oder Bagdad. Das war sicher bestärkend für Menschen, die ohnehin schon antisemitische Ressentiments hegten, das Ganze nun noch einmal aus einer weiteren Quelle bestätigt zu bekommen.

Die Nazis unterstützten den Mufti propagandistisch mit Schriften wie Islam und Judentum – eine NS-Broschüre, die jahrhundertealten Judenhass im Islam belegen sollte.

Ziel: Antisemitismus mit islamischer Autorität zu legitimieren.

Mit der Kapitulation Deutschlands 1945 zerfielen auch die Allianzen zwischen verbündeten Muslimen und Nazis. Die Truppen lösten sich auf oder gerieten in Kriegsgefangenschaft.

Er floh nach dem Krieg nach Frankreich, wurde festgenommen und schließlich 1946 als freier Bürger nach Ägypten entlassen. Trotz eindeutiger Mitschuld an und Begehung von Kriegsverbrechen, blieb al-Husseini, aus Rücksichtnahme Frankreichs und Großbritannien auf die arabische Welt, unbestraft.

In Ägypten angekommen, versuchte er sich bis zu seinem Tod 1974 weiter in antisemitischer Agitation, hatte aber bei weitem nicht mehr den Einfluss auf sein Publikum, wie zur Zeit des Krieges.

Wenn man sich also fragt, woher der Antisemitismus mancher Muslime auch heutzutage noch herrührt, sollte sich auch über dieses Kapitel der Geschichte informieren.

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