Don`t learn it from ze Germans!

Ben Brechtken warf dem verteidigungspolitischen Sprecher der AfD, Rüdiger Lucassen, vor, die Leistungen seines Vaters während des zweiten Weltkrieges in einem Tweet sehr eindimensional, wenn nicht gar glorifizierend dargestellt zu haben. Hans Lucassen war bei der Wehrmacht Fallschirmspringer.

Brechtken kritisierte, dass er seinen Vater in seinem Tweet nicht ausreichend dämonisiert habe. Er rückte die Wehrmacht erzählerisch in die Nähe der berühmten Nazitruppen® von damals, deren Mitglieder in der obligatorischen Kontextualisierung für gewöhnlich unsere Großväter waren.

Das ist nicht völlig falsch, aber die Dinge sind selten schwarz und weiß.

In der Wehrmacht gab es Helden, Schurken, Kriegsverbrecher und unzählige, die irgendwo dazwischen waren und ihren Dienst erledigt haben. Vermutlich war der Vater Lucassens einer von ihnen (wäre er ein in der Zeitgeschichte außergewöhnlich erwähnenswerter Verbrecher gewesen, wüssten wir Dank der politischen Linken längst davon!).

Nach dem Krieg wurde oft so getan, als hätte die Wehrmacht keine Verbrechen begangen und alles Böse sei von der SS ausgegangen.

Aber das stimmt nicht.

Die Wehrmacht war strukturell für die Umsetzung von Kriegsverbrechen verantwortlich, gerade auch im Osten. Aus der Aufarbeitung wurde im Laufe der Jahre eine vielleicht in militärstrategischer Hinsicht überkritische Haltung, die als Teil des sowieso schon entstehendem Schuldkults zur Verschwiegenheit verpflichtete.

Natürlich sollten (und HABEN) wir aus dem Holocaust und dem Krieg gelernt, dass jedem Individuum auf dieser Welt unabhängig von seiner Herkunft, Abstammung, Sprache, Religion, dieselben Rechte (und vielleicht auch Pflichten?) zustehen!

Aber Schuld wird im strengeren Sinne nicht vererbt, nicht per Geburt übertragen.

Wir sollten stets wachsam bleiben, wenn Mechanismen wie im Dritten Reich greifen!

In der Corona-Zeit (ist die eigentlich schon endgültig vorbei?), konnte man solche Mechanismen teilweise erkennen, etwa durch starken gesellschaftlichen Druck (~Gruppenzwang). Nicht, dass Corona so schlimm war wie der Zweite Weltkrieg oder die NS-Diktatur, – bitte nicht falsch verstehen – aber zarte Parallelen waren sichtbar.

Viele die Nie wieder! predigten, predigen und predigen werden, haben nicht nur geschwiegen, sondern sich aktiv an der Umsetzung einer sich als immer fraglich herausstellenderen Herangehensweise für ein eventuell sogar selbst gezüchtetes Problem beteiligt…

Wie dem auch sei, ich plädiere für Maß und Mitte, für die Bewertung aller verfügbaren Informationen, um eine für alle Menschen – heute und in Zukunft – möglichst freudenmaximierende und leidensminimierende Utopie zu realisieren.

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